Chronik

Otto Hattingen, Wehrführer 1887 – 1903
Otto Hattingen, Wehrführer 1887 – 1903

Gründung der Wehr im Jahr 1887
Bis zum Jahr 1887 gab es in Sinzig keine organisierte und speziell ausgebildete Brandschutz­organisation. Die Lösch­arbeiten oblagen bis dahin den Gilden und Zünften, die für diesen Zweck Mitglieder benannten und von der Bevölkerung unterstützt werden mußten. Bei Feuer­alarm wurden die mit Wasser gefüllten Leder­eimer von dem Brand­weiher auf dem Markt (Ausdorferstr.) oder auf der Maas (heute Ecke Rheinstraße/Koblenzer Str.) von den Bürgern der Stadt in einer langen Reihe von Hand zu Hand bis zur Brand­stelle gereicht. Dort bekämpften die Mitglieder der Zünfte das Feuer mit den wenigen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Frauen und Kinder schafften die leeren Eimer wieder zum Brand­weiher zurück.

Im Jahre 1887 gründeten Mitglieder der Sinziger St. Hubertus Schützen­gesellschaft die Freiwillige Feuerwehr Sinzig. Für diesen Dienst zum Schutz des Allgemein­gutes meldeten sich 44 Männer aus der Gesellschaft. Der Vorsitzende der Schützen­vereinigung, Otto Hattingen, wurde ihr Führer und Hauptmann. Die Stadt rüstete diese Feuerwehr­abteilung mit Geräten und Uniformen aus. Wichtigstes Löschgerät war eine große Hand­druck­spritze (die auch noch heute gut erhalten und restauriert im Besitz der Feuerwehr Sinzig ist) sowie Schläuche und Ledereimer. Am 5. Juni 1887 traten dann die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr erstmals mit ihren Uniformen in der Öffentlichkeit auf.

Schon am 26. Juni 1887 wurden die Männer der neuen Feuerwehr durch Sturm­glocke und Horn­signal zum ersten Einsatz gerufen. Am damaligen Rathaus­platz brannten die Scheune und Stallungen des Anwesens Engelbert Krahforst.
Durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr konnte der Brand auf seinen Herd beschränkt und ein Übergreifen auf Nachbar­häuser verhindert werden. Einen weiteren schwierigen Einsatz vermerkt die Chronik ein Jahr später. Am 22. August 1888 stellte ein Feuer im Betrieb des Anstreicher­meisters Hubert Schön in der Kaiserstraße die Feuerwehr vor große Probleme, da große Vorräte an Farben, Lack und Öl dem Brand reichlich Nahrung gaben. Bei diesem Einsatz retteten die Wehr­männer einem kleinen Kind das Leben. Das Löschwasser musste in Eimern vom Lösch­wasser­teich am Markt­brunnen (Ausdorferstr.) in einer Kette bis zur Brand­stelle geschaffen werden. Hier sieht man, wie schwer es damals war, des Feuers Herr zu werden. Für die erfolgreiche Brand­bekämpfung erhielt die Sinziger Feuerwehr kurz darauf von der Rheinischen Provinzial­versicherung Düsseldorf eine Spende von 50 Goldmark. Im Jahr 1888 wurden die ersten Hydranten in Sinzig aufgestellt. Diese neuen direkten Anschluss­möglichkeiten an die Wasser­leitung ermöglichten eine schnellere und bessere Brand­bekämpfung.

Josef Klemmer, Wehrführer 1892 – 1907
Josef Klemmer, Wehrführer 1892 – 1907

Am 10. Juli 1892 übernahm Johann Klemmer den Vorsitz als Präsident der St. Hubertus Schützen­gesellschaft und wurde somit auch neuer Haupt­mann der Feuerwehr­truppe. Auch unter seinem Kommando mußten viele Einsätze durchgeführt werden, so auch am 3. Dezember 1897. Die Scheune von Hubert Broicher und das Wohnhaus Wirz, Auf der Maas (Ecke Rheinstr./Koblenzer Str.) standen in hellen Flammen. Die 80jährigen Eheleute Wirz, beide waren krank und bett­lägerig, wurden von den Wehrleuten unter großer Mühe und Lebens­gefahr gerettet. Bis zu Jahr 1903 blieb die Feuerwehr als Pflegekind in den Reihen der St. Hubertus Schützen­gesellschaft wobei sie in diesen 16 Jahren 12 größere Brände mit Erfolg bekämpft hat.

Trennung von der St. Hubertus Schützengesellschaft im Jahr 1903
Aus vielerlei Gründen erfolgte dann 1903 die Trennung der Feuerwehr­abteilung von der St. Hubertus Schützen­gesellschaft. Nach dem Gedanken des Gemeinsinns und wohl nicht zuletzt wegen finanzieller Probleme übernahm die Stadt die Feuerwehr­abteilung in ihre Obhut. Die überlieferte Chronik bemerkt zu diesem Anlass:

Gott zu Ehr, dem Nächsten zur Wehr
Mit diesem Grundsatze und als Richtschnur bildete sich am 27. April des Jahres 1903 unter dem Vorsitze des Herrn Bürgermeisters Ott die hiesige städtische Freiwillige Feuerwehr. Seit den 80er Jahren hatte in Sinzig schon eine freiwillige Feuerwehr bestanden, dieselbe war gebildet aus den jeweiligen Mitgliedern der Sankt Hubertus Schützen­gesellschaft ehrenhaft und männlich und treue den freiwillig über­nom­menen Pflichten hat sich die Schützen­gesellschaft auch als Feuerwehr bewährt und jederzeit war dieselbe froh bereit ihre ganze Kraft und ihr bestes Können in den Dienst ihrer Mit­menschen zu stellen, darum wollen wir immer dar in treuem Gedenken an ihre Tätigkeit und ihr Wirken froh und freudig und ganz unsere Pflicht tun.

Im Laufe der Zeit waren aber die Verhältnisse unhaltbar geworden, so daß der Gedanke von dem Vorstand der Schützen­gesellschaft selbst in Erwägung gezogen wurde, eine selbstständige Wehr, unabhängig von der Schützen­gesellschaft zu gründen. Die Bildung der Wehr wurde am 27. April 1903 vollzogen. In einer späteren Versammlung wurde die Wehr organisiert und in 4 Abteilungen zergliedert, nämlich:

1. Steiger- oder Rettungsabteilung
2. Spritzenabteilung
3. Demolierabteilung und
4. Ordnungsabteilung

Darauf wurde zur Wahl des Vorstandes bzw. der Führer geschritten. Es wurden gewählt als Haupt­mann Herr Johann Klemmer, als Stellvertreter Josef Elsen, Heinrich Herbst, Führer der Steiger­abteilung, M. Ott, Führer der Spritzen­abteilung. Jos. Jonas, Führer der Demolier­abteilung und Jos. Goethe, Führer der Ordnungs­abteilung. Die jeweiligen Führer bilden im Verein mit dem Herrn Bürger­meister und dem Haupt­manne sowie dessen Stellvertretung den Vorstand.Die nächste Sorge war, die Lösch­gerätschaften zu vervoll­ständigen und das Fehlende zu beschaffen, vor allem eine ordentliche, der Wehr und ihren Mitgliedern angemessene, Uniform zu beschaffen. Ganz besonders muß eine sachgemäße Ausbildung der Wehr stattfinden und dies hoffen wir mit gutem Willen, opferfreudiger Tätigkeit im Gedanken.
Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr

Der erste Einsatz der nunmehr städtischen Feuerwehr war Anfang Oktober 1903 bei einem Brand im Nachbar­ort Westum.

Führercorps der Sinziger Wehr 1927
Führercorps der Sinziger Wehr 1927

1907 übernahm der Schreine­rmeister Josef Elsen das Amt des Feuerwehr­haupt­mannes und löste Johann Klemmer ab. Unter seiner Leitung konnten die Ausbildungs­möglichkeiten entscheidend verbessert werden. Die Stadt errichtete für Übungs­zwecke 1909 vor dem Ausdorfertor (heute Parkplatz Ecke Ausdorferstr./Harbachstr.) einen ca. 8 m hohen Steiger­turm. Diese Eisen­konstruktion stand bis zum Juni 1959. Dort wurden die Kenntnisse im Umgang mit Haken­leitern und Rettungs­schläuchen vermittelt und das Abseilen geübt. Außerdem nutzte man den Turm, um die Schläuche nach dem Einsatz wieder zu trocknen. Der 13. Juni 1910 brachte der Feuerwehr einen Hoch­wasser­einsatz und stellte die Männer vor kaum zu bewältigende Aufgaben. An diesem Tag war in der Eifel ein längerer wolken­bruch­artiger Regen nieder­ge­gangen, die Ahr führte Hoch­wasser. Über 15 Stunden kämpften die Wehr­leute am unmittelbar an der Ahr gelegenen Elektrizitäts­werk gegen die Fluten, um die Strom­versorgung für die Stadt zu sichern, was auch schließlich nach mühevoller Arbeit gelang. Als Anerkennung stiftete die Stadt 200 Goldmark für die Wehr.

Zwei Jahre später feierte man in Sinzig erstmals ein rundes Feuerwehr­jubiläum. Aus Anlass des 25jährigen Bestehens der Sinziger Wehr fand am 27. uns 28. Juli 1912 das Kreis­feuer­wehr­fest der Landkreise Ahrweiler und Adenau in Sinzig statt.

Bei einem Brand am 1. August 1913 in der Rhein-Ahr-Glasfabrik wurde ein Arbeiter vom Feuer eingeschlossen. Einer der Sinziger Feuerwehr­männer, Heinrich Jonas, versuchte unter Einsatz seines eigenen Lebens den Mann zu retten. Dies gelang ihm erst beim dritten Versuch, wobei Heinrich Jonas selbst schwere Ver­brennungen im Gesicht und an den Händen erlitt. Als Lohn für diese kühne Rettungs­aktion wurde ihm die Lebens­rettungs­medaille verliehen und die Feuerwehr erhielt von der Glasfabrik eine ansehnliche Spende für ihre Kamerad­schafts­kasse.

Matthias Drenk, Wehrführer 1934 – 1946
Matthias Drenk, Wehrführer 1934 – 1946

Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914
Nach dem Ausbruch des Krieges erhielten viele Mitglieder der Sinziger Wehr ihre Einberufung zum Wehrdienst an der Front; vier dieser Kameraden kehrten nicht mehr nach Hause zurück.

Am 30. und 31. Juli 1927 feierte die Wehr unter dem Ehrenvorsitz von Herrn Landrat Dr. Meyers ihr 40jähriges Bestehen.

1934 übernahm Mathias Drenk als Nachfolger von Josef Elsen die Sinziger Wehr. Einen bedeutenden Schritt vorwärts in der technischen Entwicklung des Sinziger Brand­schutzes bedeutete die bereits im Jahre 1933 erfolgte Anschaffung der ersten Motor­feuer­wehr­spritze. Sie löste die alte, mit Muskelkraft bediente Hand­druck­spritze ab und ermöglichte eine schnellere und gezieltere Bekämpfung von Bränden.

Im Jahre 1935 kaufte die Feuerwehr dann unter Leitung des neuen Wehrführer das erste Motor­fahrzeug, einen Mercedes „Nürburg“. Diese Anschaffung wurde durch Spenden der örtlichen Geschäfts­welt, den Versicherungen, der Industrie und der Bürger möglich gemacht. Beladen mit einem Standrohr zur Wasser­entnahme aus Hydranten, Schläuchen, Strahlrohren und mehreren Armaturen zur Wasser­förderung verfügte die Feuerwehr Sinzig nun gemeinsam mit der Motor­spritze über schlagkräftiges Gerät zur Brand­bekämpfung. Mit Hilfe der mitgeführten Leiter auf dem Fahrzeug war man ebenfalls in der Lage, Menschen aus größeren Höhen zu retten.

Am 31. Juli und 1. August 1937 feierte die Freiwillige Feuerwehr Sinzig ihr 50jähriges Bestehen.

1935 Erstes Motorfahrzeug "Nürburg"
1935 Erstes Motorfahrzeug „Nürburg“

Beginn des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939
Der größte Teil der Sinziger Wehrleute wurde zum Kriegs­dienst an die Front einberufen. Aber auch die zurück­gebliebenen Wehr­männer bekamen in den nächsten Jahren die Kriegs­aus­wirkungen zu spüren. Die Folgen der immer häufiger statt­findenden Flieger­angriffe machten viele gefahrvolle Einsätze erforderlich. Bei Flieger­alarm besetzten besonders eingeteilte Wachen den Steiger­turm an der Ausdorferstr. der eine gute Sicht auf die Stadt bot. Für diese Wache waren jeweils bis zu neun Feuer­wehr­männer eingeteilt. Sie beobachteten von dort, ob durch feindliche Angriffe Brände entstanden, um dann schnellstens Eingreifen zu können. Zum Schutz gegen Witterungs­einflüsse errichtete man auf dem Turm sogar ein Dach mit Seiten­wänden. Außerdem wurde regelmäßig eine Rathaus­wache eingeteilt. Diese Gruppe besetzte bei Flieger­alarm ein Zimmer im Rathaus, um von dort die Folgen der feindlichen Angriffe zu beobachten, zu melden und geeignete Maßnahmen zur Hilfeleistung zu ergreifen. Die Mannschafts­stärke der Sinziger Wehr betrug 1941 46 Mann. Die Anzahl der not­wendigen Wachen bei feindlichen Angriffen stieg mit zunehmender Dauer des Krieges. Waren es 1940 noch durchschnittlich sechs bis zehn Einsätze pro Monat, so wurden im September 1943 schon 21 Wachen erforderlich. Im November 1943 rückte die Wehr im Amtsbezirk Sinzig insgesamt zu 27 Einsätzen mit einer durch­schnittlichen Einsatzdauer von zwei Stunden aus.

Da immer weniger ausgebildete und einsatzfähige Wehrleute mit den immer stärker werdenden Folgen der Bombardierung durch feindliche Flugzeuge konfrontiert wurden, ordnete man 1943 die Bildung einer Einsatz­gruppe Ahrweiler an, die sich aus den Wehren Ahrweiler, Neuenahr, Sinzig, Niederbreisig, Remagen und Oberwinter zusammen­setzte. Diese 16 Mann starke Einsatz­gruppe stand unter der Leitung von Matthias Drenk. Diese Gruppe wurde nach Flieger­angriffen eingesetzt in Koblenz (7-mal), in Bonn (1-mal), in Trier (1-mal) sowie ungezählte Male im Kreis­gebiet.

Die ersten Toten unter der Sinziger Zivil­bevölkerung waren bei einem Angriff feindlicher Flugzeuge am 27. November 1944 zu beklagen. Beim Brand des Güter­schuppens am Bahnhof und eines benachbarten Wohnhauses starben zwölf Menschen, die Feuerwehr rettete mehrere Verletzte und war über 28 Stunden im Einsatz.

Im Verlauf des zweiten Halbjahres 1944 rückte die West­front nach der Landung alliierter Truppen schnell auf die West­grenze des Reiches zu. Immer häufiger griffen feindliche Flugzeuge an. Die Attacken konzentrierten sich im unteren Ahrtal auf die Rhein­brücke bei Remagen, die Abzweig­strecke der Reichsbahn zwischen Remagen und Sinzig (Ahrtalbahn) sowie auf die strategisch wichtige Ahrbrücke der Bahnlinie Köln – Koblenz. Allein im Bereich dieser Brücke fielen über 2000 Bomben. Bei feindlichen Angriffen kam es immer wieder zum Abwurf von Bomben abseits dieser strategisch wichtigen Ziele. So zum Beispiel in der Mittagszeit des 26.12.1944 da viel eine Bombe in das vollbesetzte Cafe Breuer in der Mühlen­bach­straße. 15 Häuser wurden dabei vollständig zerstört, 66 Zivilisten kamen dabei ums Leben. Die Feuerwehr rettete 28 Verletzte und war 30 Stunden im Einsatz. Gegen Ende des Weltkrieges betrug die Stärke der Sinziger Wehr einschließlich jugendlicher und älterer Freiwilliger sowie zwangs­verpflichteter Bürger 71 Mann.

Fünfzehn Sinziger Wehrleute verloren im zweiten Weltkrieg an der Front ihr Leben. Ihre Namen, wie auch die der gefallenen Kameraden des Ersten Weltkrieges, sind auf einer Gedenk­tafel im Gerätehaus der Feuerwehr verewigt.

Jean Moeren, Wehrführer 1946 – 1954
Jean Moeren, Wehrführer 1946 – 1954

Wiederaufbau der Feuerwehr nach dem Krieg ab dem Jahr 1945
Unter der Führung von Mathias Drenk begann 1945 eine Handvoll Freiwilliger mit dem Wiederaufbau der Sinziger Brandschutz­organisation. Die Feuer­lösch­geräte waren zum Teil beschädigt oder verloren gegangen. Als Fahrzeug stand zeitweise nur ein Lastwagen mit Holzgasantrieb zur Verfügung, der bei einem Feueralarm erst umständlich in Betrieb gesetzt werden musste. Mancher Einsatz wurde so verzögert und ein schnelles Eingreifen der Wehr war nicht möglich.

1946 löste Jean Moeren, langjähriger Brandmeister, Mathias Drenk ab. Er führte die mühevolle und schwierige Aufbauarbeit weiter fort. Am 8. Mai 1950 wurde die Sinziger Feuerwehr zur Hilfeleistung nach Bad Breisig gerufen. In der Biergasse, inmitten der dichten Orts­bebauung, brannte die Scheune der Gebrüder Klee. 26 Wehrmänner aus Sinzig beteiligten sich mit sechs C-Strahlrohren an den Lösch­arbeiten.

In Franken brannte am 14. Januar 1951 mitten im Ort eine Scheune auf dem Anwesen Josef Engels. Auch hier musste die Sinziger Feuerwehr eingreifen und helfen, um die umliegenden Hauptgebäude vor den Flammen zu schützen.

Die erste große Neu­anschaffung von technischem Gerät nach dem Ende des zweiten Weltkrieges erfolgte im Jahre 1951. Ein großes und modernes Lösch­fahrzeug konnte auf Beschluss des Stadtrates angeschafft werden. Das neue Fahrzeug hatte die feuerwehrtechnische Bezeichnung Lösch­gruppen­fahrzeug LF 15. Hersteller war die Firma Magirus in Ulm. Dort wurde der Wagen auch von Mitgliedern der Wehr abgeholt. Den ersten Einsatz absolvierte das neue Lösch­fahrzeug am 24. August 1951 bei einem Band von Strohdiemen in Bad Breisig.

(Aufgrund liebevoller Pflege und intensiver Wartung präsentiert sich das Fahrzeug auch heute noch in einwand­freiem und zufrieden stellenden Zustand. Unter dem Namen „Mäxchen“ ist das Schmuckstück der Sinziger Wehr der Bevölkerung bestens bekannt. Das Fahrzeug war bis 1999 im Einsatz­dienst, selbst heute noch, wird es für den Übungs­dienst der Jugend­feuerwehr genutzt, kommt bei Hochzeiten von Feuerwehr­kameraden und bei Feuerwehr Oldtimer­treffen zum Einsatz und ist bei Feuerwehr­festen eine beleibte Attraktion für groß und klein.).

Löschgruppenfahrzeug LF 15 im Jahr 1955
Löschgruppenfahrzeug LF 15 im Jahr 1955

Die erste neue Standarte nach dem 2. Weltkrieg konnte die Wehr am 12. Juni 1955 entgegen­nehmen. Die Standarte mit dem Symbol des Schutz­patrons St. Florian und dem Stadtwappen ist Ausdruck der Kameradschaft und der gemeinsamen Aufgaben, der sich die Angehörigen der Wehr freiwillig verpflichtet sehen. Sie wird heute noch gemeinsam mit einer 1987 beschafften Standarte bei vielen feierlichen Anlässen an vorderster Stelle getragen. Ihre erste Standarte erhielt die Sinziger Feuerwehr bereits am 21. Juni 1913 als Symbol einer schon lang­jährigen Tradition. Leider machte dieses auf Samt und Seide gestickte Banner als Souvenir nach dem zweiten Weltkrieg eine Reise über den großen Teich und blieb für immer verschollen. Zurück blieb in Sinzig nur ein Teil und das war die Standartenstange.

Vor einer schwierigen Aufgabe standen die Wehrmänner 1955. Sie wurden zur Hilfeleistung nach Oberwinter gerufen. Dort stand die Möbelfabrik Peters & Büttgen in hellen Flammen, wobei durch heiße Lacke giftige Dämpfe entstanden die eine besondere Gefahr darstellten. Ein ungewöhnlicher Einsatz folgte am 3. Juli 1959. In der Nähe des Beuler Hofes war ein amerikanisches Militärflugzeug abgestürzt. Zwar waren kaum Löscharbeiten notwendig, jedoch übernahmen die Wehrmänner Sicherungsaufgaben, da sich an Bord des Flugzeuges Munition befand.

Peter Alfter, Wehrführer 1954 - 1975
Peter Alfter, Wehrführer 1954 – 1975

Im Jahre 1954 übernahm Peter Alfter als neuer Wehrleiter die Sinziger Wehr. Unter seiner Führung erhielt die Wehr 1960 ein weiteres neues Fahrzeug. Es handelte sich um ein Trag­kraft­spritzen­fahrzeug TSF/T, T steht für Trupp­besatzung gebaut von der Firma VW mit Magirus-Aufbau und einer Trag­kraft­spritze ebenfalls von Magirus in Ulm.

Zwei Hoch­wasser­einsätze verzeichnet die Chronik der Sinziger Wehr im Jahr 1961. Am 31. Januar und 2. Juni 1961 waren die Wehrleute viele Stunden in unermüdlichem Einsatz, um Gebäude in der Friedrich-Spee-Straße und später Häuser An der Burg (heute Parkplatz Renngasse/Eulengasse) in der Grabenstraße und in der Renngasse vor den Fluten zu schützen.

Das 75 jährige Jubiläum feierte die Sinziger Wehr am 7. und 8. Juli 1962 im Rahmen des Kreis­feuerwehr­tages bei herrlichstem Sommerwetter. Nach dem Festzug durch die Straßen der Stadt unter Beteiligung der Feuerwehren des gesamten Landkreises fand auf dem Kirchplatz eine große Schau­übung statt. Der damalige Landrat Dr. Urbanus und der Sinziger Bürgermeister Zimmer gratulierten zum Jubiläum und waren Ehrengäste bei der Jubiläums­feier im Helenensaal.

Einen weiteren Schritt in der Entwicklung der Wehr zu einer modernen und schlagfertigen Brandschutz- organisation bedeutete die Anschaffung eines großen Tank­lösch­fahrzeuges TLF 16. Der TLF 16 Hersteller Magirus, konnte 1965 stolz der Öffentlichkeit präsentiert werden. Mit 2.400 l Wasser und erstmalig sechs neuen Atemschutz­geräten bietet er sechs Feuerwehr­männern Platz.

Auch das alte Gerätehaus an der Ecke Ausdorferstraße/Harbachstraße entsprach nicht mehr den Anforderungen einer sich rasch entwickelnden, modernen Wehr. Eine fachgerechte Pflege und Wartung der Fahrzeuge konnte ebenso wenig wie die Weiterbildung und Schulung der Wehrmänner durchgeführt werden. Daher erbaute man in den Jahren 1967/68 ein neues, großes Gerätehaus an der Friedrich-Ebert-Straße und nahm es 1968 feierlich in Betrieb.

Im gleichen Jahr wurde die Wehr viermal (am 9. März, 1. und 28. April sowie am 7. September 1968) zu Scheunenbränden nach Franken gerufen. Jedes mal dauerte der Einsatz mehrere Stunden. Die Scheunen mußten restlos von Hand leer geräumt werden, um alle Brandherde löschen zu können. Die vermutete Ursache der Brände, Brandstiftung, konnte niemals aufgeklärt werden.

Gebietsreform und Zusammenschluss der Ortswehren zur Feuerwehr Stadt Sinzig 1969
Im Zuge der kommunalen Gebietsreform die bis dahin selbständigen Orte Bad Bodendorf, Franken, Koisdorf, Löhndorf und Westum in die Stadt Sinzig eingemeindet. Auch die Ortsfeuerwehren verloren damit zumindest formell ihre Selbstständigkeit. Für ihre Aufwendungen war ab diesem Zeitpunkt die Stadtkasse verantwortlich und als Löschgruppen gehörten sie zur Freiwilligen Feuerwehr Sinzig.

Auch Anfang der siebziger Jahre musste die Sinziger Feuerwehr mehrfach bei großen Bränden ihr Können und ihre Einsatz­bereitschaft unter Beweis stellen: Am 6. April 1970 brannte es in der Gaststätte Treuer Husar in der Barbarossastraße, 14. August 1971 und 27. Mai 1972 Brände bei der Firma AGROB, 2. August 1972 Scheunenbrand in Westum, 22. September 1973 wiederum Brand bei der Firma AGROB, 24. Oktober 1973 Scheunenbrand in Waldorf, 8. Dezember 1973 Brand bei der Firma AGROB.

Das im Jahre 1960 angeschaffte VW-Löschfahrzeug TSF/T wurde 1974 an die Löschgruppe Koisdorf übergeben, die noch kein eigenes Fahrzeug besaß.

Die Sinziger Wehr erhielt ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug TSF, gebaut von der Firma Ford mit Magirus-Aufbau und Trag­kraft­spritze ebenfalls von Magirus in Ulm. Noch vor der offiziellen Übergabe des Fahrzeuges an die Wehr mit der Einsegnungs­zeremonie war eine erste Reparatur notwendig geworden. Bei einem Einsatz in der Westumer Straße wurde das neue Fahrzeug unter dramatischen Umständen beschädigt. Bei dem Brand am 16. April 1974 in den späten Abendstunden waren noch unter Spannung stehende Stromleitungen in dem Moment auf das Fahrzeug gefallen, als das Einsatzfahrzeug die Stelle passierte. Glücklicherweise wurde niemand der Insassen, sowie bereits anwesende Einsatzkräfte verletzt.

Im gleichen Jahr, am 24. November 1974, war ein Wannenbruch in den Produktionsanlagen der Firma VEBA-Glas Anlass zur Alarmierung der Sinziger Wehr. Durch ein Leck in der Wanne lief ca. 1.400°C heißes Glasgemenge aus und es bestand die Gefahr eines Großbrandes. Die Wehrmänner kühlten das auslaufende Material und halfen, das Leck wieder zu verschließen. Nicht zum ersten Mal war die Feuerwehr auf das Fabrikgelände gerufen worden, man kannte sich dort gut aus. Günstig war auch der Umstand, dass einige Mitarbeiter der Firma VEBA gleichzeitig Mitglied der Sinziger Feuerwehr waren. Solche Einsätze waren durchaus nicht ungefährlich und dauerten stundenlang.

Im Jahre 1975 übernahm Johannes Fuchs als neuer Wehrleiter die Sinziger Feuerwehr. Sein Stellvertreter wurde Josef Hesseler.

Mitglieder einer Feuerwehr haben besondere Pflichten gegenüber der Bevölkerung und sind nicht mit andern Vereinigungen und Vereinen zu vergleichen. Pflichten gehen vor dem Vergnügen, dies bewies der Sommer 1976. Ein lange geplanter Ausflug zu den Kameraden der Flughafenfeuerwehr Frankfurt und der Berufsfeuerwehr Frankfurt fiel aufgrund akuter Waldbrandgefahr aus. Stattessen mußten viele größere und kleinere Waldbrände in der Sinziger Gemarkung und den Nachbargemarkungen bekämpft werden.

1977 war für die Wehr ein arbeitsreiches Jahr. Sie beteiligte sich an vielen Großeinsätzen, so unter anderem bei der Firma Atzenroth in Kripp Wohnhausbränden in Remagen und Sinzig, bei denen jedes Mal auch Menschenleben in Gefahr waren
Am 27. Februar 1977 alarmierte die Polizei die Sinziger Feuerwehr. Auf der B 9 hatte sich vor Bad Breisig ein schwerer Autounfall ereignet, bei dem ein Insasse in seinem Wagen eingeklemmt und verletzt worden war. Mit ihren technischen Spezialgeräten befreiten die Wehrmänner den Verunglückten innerhalb kürzester Zeit.

Vor einer der größten und schwierigsten Aufgaben in ihrer Geschichte sahen sich die Sinziger Wehrleute allerdings am Abend des 18. Juli 1978 gestellt. Am Sinziger Markt stand das Gebäude des Hotels Tholl (Rheinischer Hof) in hellen Flammen. 25 Wehrmänner waren über 9 Stunden damit beschäftigt, ein Übergreifen des Feuers auf die anliegenden Häuser zu verhindern. Die Feuerwehr aus Bad Neuenahr unterstützte die Löscharbeiten mit ihrer 30 m langen Drehleiter.

Auf Grund der Nähe zur neuen Autobahn A 61 und dem zunehmenden Transport von gefährlichen Gütern auf der Straße und der Bahnlinie Köln – Koblenz wurde die Anschaffung eines weiteren modernen und leistungsfähigen Fahrzeuges notwendig. Am 25. November 1978 konnte die Sinziger Wehr ihr damals modernstes Tanklöschfahrzeug TLF 24/50 übernehmen. Dieses neue Fahrzeug komplettierte den damals vorhandenen Fahrzeugpark und verfügte über einen Wassertank mit 5.000 l Volumen und einem Schaummitteltank mit 500 l Volumen. Auch dieses Fahrzeug wurde von der Firma Magirus in Ulm gebaut.

Der Bergungszug der seit den fünfziger Jahren bei der Feuerwehr Sinzig besteht erhielt im Jahr 1979 ein neues Fahrzeug.
Ein blauer Gerätekraftwagen GKW ebenfalls von der Firma Magirus mit Aufbau der Thyssen Nordseewerke ersetzte ein altes Fahrzeug aus den fünfziger Jahren. (Dieses Fahrzeug ist bis heute noch im Einsatzdienst der Freiwilligen Feuerwehr Sinzig und leistet dieser immer noch gute Dienste im Einsatz).

Am 4. August 1979 musste die Sinziger Wehr zur Hilfeleistung bei einem Großbrand in der Möbelfabrik Atzenroth in Kripp ausrücken. Dort bekämpften insgesamt 178 Wehrmänner aus den umliegenden Orten mit insgesamt 28 C- und 10 B-Rohren die Flammen.

Abgesehen von Unglücksfällen auf den wichtigen Verkehrsverbindungen wie Autobahn, Bundesstraße und Eisenbahnlinie wurden immer Einsätze auf dem Rhein notwendig, sei es bei Havarien, Bränden auf Schiffen oder bei der Suche in Seenot geratenen oder ertrunkenen Personen. Um hier besser und schneller eingreifen zu können, erwarb man 1980 von der Berufsfeuerwehr Bonn ein Boot und rüstete es in Sinzig zu einem modernen Mehrzweckboot um. Im Jahr 1981 wurde die Sinziger Wehr ins Mineralschwimmbad an der Kölner Straße gerufen. In der Nacht zum 11. Juli 1981 brannten die aus Holz erbauten Umkleideräume. Diese Gebäude konnten nicht mehr gerettet werden, aber an den umliegenden Räumlichkeiten entstand nur leichter Sachschaden.

Einige Fahrzeuge der Wehr waren zu diesem Zeitpunkt schon mit Funkgeräten ausgerüstet, so dass eine schnelle Verständigung untereinander bei den Einsatz- oder Übungsfahrten und bei der Brandbekämpfung sichergestellt war. Es fehlte allerdings eine ortsfeste Anlage im Gerätehaus, um in Notfällen und bei der Brandbekämpfung jederzeit weitere Hilfe oder Verstärkung anfordern zu können. Durch eine großzügige Spende wurde 1981 der Bau einer Funkzentrale ermöglicht.

Vor eine unangenehme und schwierige Aufgabe sahen sich die Feuerwehrmänner am späten Abend des 28. Oktober 1983 gestellt.Von einem Bauernhof waren Rinder auf die Streckengleise der Bundesbahn zwischen Sinzig und Remagen gelaufen und von einem Güterzug erfasst worden. Die Wehrleute waren die halbe Nacht damit beschäftigt, die Kadaver der 15 Tiere zu bergen. Der Zugverkehr konnte aufgrund der Umsicht der Feuerwehr aufrechterhalten werde, war jedoch
erheblich behindert.

1983 konnten zwei veraltete Mannschaftskraftwagen des Bergungszuges gegen zwei neue Mannschaftskraftwagen MKW von Mercedes Benz ersetzt. Und die Feuerwehr erhielt von der Kreisverwaltung Ahrweiler einen großen Transportanhänger mit insgesamt 800 l Schaummittel in Kanister zur Verfügung gestellt.

Der Fahrzeugpark, die Mannschaftsstärke und die zur Brandbekämpfung notwendigen Geräte waren im Laufe der Jahre ständig gewachsen, so dass auch das Gerätehaus an der Friedrich-Ebert-Straße den Erfordernissen angepasst werden musste. Daher stellte die Stadt 1985 finanzielle Mittel für einen Anbau an die vorhandene Fahrzeughalle bereit. Nach wenigen Monaten Bauzeit konnte im Frühjahr 1986 der mit viel Eigenleistung der Wehrmänner fertiggestellte Anbau in Betrieb genommen werden.