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Kennzeichnung von Führungskräften im Einsatz

Führungskräfte bei der Lagebesprechung
Führungskräfte bei der Lagebesprechung

Bei großen Einsätzen kommt eine Vielzahl an Einsatz­kräften von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rettungsdienst und Polizei zusammen. Um sich an diesen häufig un­übersicht­lichen Einsatz­stellen zurechtzufinden, führten die Feuer­wehren in Deutschland immer mehr ein System zur Funktions­kenn­zeichnung im Einsatz ein. Dies erleichtert zudem die Zusammen­arbeit mit fremden Kräften von anderen Stand­orten oder Organisationen. Die Kenn­zeichnung der Funktionen erfolgt meist mit farbigen Kollern oder Westen, die dann im Einsatz von den jeweiligen Funktions­trägern angezogen werden. Die jeweiligen Regelungen zur Kenn­zeichnung, wie zum Beispiel die Farb­gebung, legt jedes Bundesland für sich selbst fest.

Regelungen in Rheinland-Pfalz
In Rheinland-Pfalz ist die Kenn­zeichnung von Führungs­kräften in der Führungs­dienst-Richtlinie (FüRi RLP) geregelt. Neben der normalen Helm­kenn­zeichnung von Führungs­kräften sieht diese Richtlinie auch eine „Besondere Kenn­zeichnung bei Groß­schadens­lagen“ vor. Danach können Führungs­kräfte zusätzlich durch farbige Koller oder Westen ge­kenn­zeichnet werden. Diese Kenn­­zeichnung soll jedoch nur im Groß­schadens­fall, von dem ab Alarmstufe 4 „Übernahme der Einsatz­leitung durch den Landkreis (Kreis­feuer­wehr­inspekteur)“ aus­ge­gangen werden kann, auf Weisung des Einsatzleiters durch­geführt werden.

Die Kennzeichnung soll wie folgt erfolgen:

  • Gelb: Einsatzleiter
    Dafür kommen in Betracht: Kreis- bzw. Stadtfeuerwehrinspekteure, leitende Notärzte in der Funktion als Einsatzleiter

  • Weiß: Abschnittsleiter
    Dafür kommen in Betracht: Wehrleiter, Verbandsführer, leitender Notarzt und organisatorischer Leiter Rettungsdienst als Abschnittsleitung Gesundheit

  • Rot: Unterabschnittsleiter
    Dafür kommen in Betracht: Wehrführer, Zugführer und (Zug-)Führer der Hilfsorganisationen

Eine Kenn­zeichnung von Gruppen­führern, in der Funktion als Fahrzeug­führer eines selbst­ständigen Trupps, einer Staffel oder einer Gruppe, werden durch die Helm­kenn­zeichnung als aus­reichend ge­kenn­zeichnet angesehen.

Zusätzlich tragen Fachberater eine grüne Weste, für Notfallseelsorger ist eine violette Weste vorzusehen. Die (Gruppen-)Führer der Hilfsorganisationen in der Funktion als Führer der Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG) „Sanität“, „Betreuung“ und „Verpflegung“ werden durchgehend mit einer blauen Weste gekennzeichnet.

Helmkennzeichnung von Führungskräften

Auf Basis einer bundeseinheitlichen Regelung erfolgt die Kennzeichnung von ernannten Führungskräften der Feuerwehr durch rote Streifen, bzw. umlaufende Ringe am Schutzhelm. Für die Kräfte der Hilfsorganisationen im Sanitäts-, Betreuungs- und Verpflegungsdienst sind ultramarinblaue Kennzeichnungen vorgesehen.

Vor- und Nachteile dieses Systems

Durch das Kenn­zeichnungs­system in Rheinland-Pfalz ist eine Kenn­zeichnung der Führungs­kräfte und Führungs­strukturen im Groß­schadens­fall gegeben. Durch die (fast) einheitliche gemeinsame Nutzung der Farb­gebung zur Führungs­kräfte­kenn­zeichnung durch Feuer­wehr und Hilfs­organisationen wird die Zusammen­arbeit enorm erleichtert. Die Zuordnung und das Auffinden einer fremden Führungskraft ist hierdurch leichter möglich bzw. sie ist schon von weitem als Ansprechpartner erkenntlich. Auch die Zuordnung zu einer Führungsebene kann leicht vollzogen werden. Die Kenn­zeichnung ist in der Regel eindeutig, das heißt der Einsatz­leiter mit der gelben Weste ist eindeutig erkennbar und von anderen anw­esenden Führungs­kräften z.B. weiteren Wehr­leitern unterscheidbar.

Vergleich Helm- und Funktionskennzeichnung
Vergleich Helm- und Funktionskennzeichnung

Die Kennzeichnung der aktuellen Funktion im Einsatz durch Helm­kenn­zeichnung hat sich als nicht praktikabel erwiesen. Meist sind vor allem im Bereich der Gruppen- und Zugführer mehrere Personen an der Einsatzstelle, die aber die Funktion in dem Moment nicht ausüben. Daraus resultiert: Die Helm­kenn­zeichnung dient eigentlich nur als Kenn­zeichnung für die Quali­fikation der ernannten Führungs­kraft. Eine zusätzliche Funktions­kenn­zeichnung durch Westen gibt dort Abhilfe. Diese wird durch die Regelung der FüRi auch „teilweise“ ermöglicht. Jedoch nur in Groß­schadens­lagen und ab Ebene der Unter­abschnitts­leiter. Gruppen­führer (Fahrzeugführer von Sonder­fahrzeugen) sollen weiter mit der „unzureichenden“ Helm­kenn­zeichnung kenntlich gemacht werden.

Laut Führungsdienst-Richtlinie soll die Kennzeichnung erst bei Erreichen der Alarmstufe 4, von dem i.d.R. später ein­treffenden Einsatz­leitwagen (ELW 2) aus erfolgen. Die Ausführung der Kenn­zeichnung erst im laufenden Einsatz wird jedoch als problematisch angesehen und ist unter Umständen nur mit Schwierigkeiten umzusetzen. Groß­schadens­lagen entwickeln sich meist von der ersteintreffenden Feuerwehr­einheit bis hin zur Einsatz­stelle mit mehreren Abschnitten. Eine frühzeitige Kenn­zeichnung von Beginn an würde den Aufbau entsprechender Führungs­strukturen erleichtern und die Probleme der späteren Umstellung auf die Kennzeichnung lösen.

Funktions­kenn­zeichnung erleichtert auch schon die alltäglichen Einsätze bei Feuerwehren. Vor allem Freiwillige Feuerwehren profitieren davon, da sich die jeweilige Funktion größtenteils erst im Gerätehaus oder an der Einsatz­stelle ergibt und nicht schon vorher bekannt ist. Dafür muss die Kennzeichnung jedoch auch schon von Beginn des Einsatzes an erfolgen. Eine Nutzung außerhalb von Groß­schadens­lagen ist leider in der Führungs­dienst-Richtlinie nicht vorgesehen. Weiterhin wird die zusätzliche Kenn­zeichnung der Fahrzeug­führer (Gruppenführer) als sehr hilfreich empfunden. Dieser Umstand erhöht zudem den erforderlichen Übungs­effekt und die Akzeptanz des Systems bei den Einsatz­kräften.

Die Führungs­struktur an einer Einsatz­stelle wird entsprechend der taktischen Gliederung des Raumes (DV 100 RLP, Pkt. 3.2.4.2) mit Abschnitten und Unter­abschnitten mit dem rheinland-pfälzischen System gut wider­ge­spiegelt. Die taktische Gliederung der Kräfte (DV 100 RLP, Pkt. 3.2.4.1) spielt dabei scheinbar nur eine unter­ge­ordnete Rolle, da die Führungs­ebenen: Gruppen­führer, Zug­führer und Verbands­führer in der Farb­gebung nicht benannt sind. Schaut man sich jedoch an, wer für die ent­sprechenden Funktionen in Betracht kommt, findet man die Verbands­führer in den Abschnitts­leitern (weiß) und die Zug­führer in den Unter­abschnitts­leitern (rot) wieder. Nur die Ebene der Gruppen­führer fehlt und müsste für die Feuerwehren noch analog zu den Hilfsorganisationen zusätzlich eingeführt werden. Die Einheiten der Hilfsorganisationen kennen bereits eine blaue Weste für die Ebene des Gruppenführers der SEGen (Vgl. Katastrophenschutzstrukturen des Sanitäts-, Betreuungs- und Verpflegungsdienstes in RLP).

Möchte man dieses System nun sinn­voller­weise auch auf die alltägliche Nutzung im Einsatz ausdehnen, benötigt man aber eine klare Zuordnung zur taktischen Gliederung der Kräfte. „Standard­einsätze“ laufen meist mit ein bis zwei Zügen und den dem­ent­sprechenden weiteren taktischen Einheiten (Fahrzeuge) ab, ohne dass formal Abschnitte und Unter­abschnitte gebildet werden. Hier sind ent­sprechende farbige Westen notwendig, um den Einsatz­leiter, die Zug- und Fahrzeugführer zu kennzeichnen.

Eine Einteilung der Einsatz­stelle in Abschnitte, nach der taktischen Gliederung des Raumes, erfolgt oft erst, wenn zwei oder mehr Züge unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen sollen oder in Groß­schadens­lagen. In diesem Fall würde dann der Zug­führer oder eingesetzte Abschnitts­leiter bei Einrichtung des Abschnittes eine weiße Weste anziehen. Die einzelnen Abschnitte wiederum sind dann durch die eingesetzten Kräfte (taktische Einheiten) gegliedert.

Um dieser Anforderung gerecht zu werden, verwenden andere Kennzeichnungssysteme (z.B. anderer Bundesländer) Fahrzeug­führer- (Gruppenführer) und Zugführer­westen, die eindeutig dem taktischen Führer einer Einheit zugeordnet sind. Weitergehend in der Hierarchie wechseln die Systeme dann zu Abschnitts- und Einsatz­leiter­westen. Eine extra Verbands­führerweste kann entfallen, da ein Verband bzw. Verbandsführer wahrscheinlich immer einen eigenen Abschnitt übernimmt.

Ein Beispiel für ein entsprechendes Kennzeichnungssystem für Führungsfunktionen im Einsatz bietet das System der Freiwilligen Feuerwehr Stadt Sinzig.